Achtung, Achtung, heute startet offiziell mein neuer Blog! Yiiiiehah!

CartoonOzelotBrunhilde

Liebe Leser,

falls ihr euch schon gewundert habt, warum es hier so still geworden ist: Hier kommt die Auflösung! Ich hab mir die Nächte um die Ohren geschlagen, um den ultimativen Cartoon-Kunst Blog zu starten. Kurze Rede, langer Sinn: Viel gibt es unter der neuen Domain noch nicht zu sehen, aber ich freue mich über jeden von euch, der den neuen Blog abonniert. Diesmal gibt es nämlich einen richtigen Newsletter für euch. Trés chic gewissermaßen.

Der alte Blog wird stillgelegt, aber nicht abgeklemmt, ihr könnte also auch weiterhin in alten Artikeln schmökern. Wir sehen uns hoffentlich im neuen Blog!

Grokas Gestalten!

Floppy rettet die Konbautze – eine Kurzgeschichte aus meiner Schublade

Liebe Gemeinde, Freunde und Feinde,

heute habe ich für den Kreativkick einen Artikel über Reizwörter geschrieben und dabei fiel mir ein, das ich ja selbst noch haufenweise „Reizwortgeschichten“ auf der Festplatte habe, die eigentlich zu schade sind, um da zu vergammeln. Da ich nicht weiß, wann ich die Zeit haben werde, die Kurzgeschichtensammlung zu einem eBook zusammen zu stellen, präsentiere ich euch jetzt stolz eine meiner Lieblingsgeschichten: Floppy rettet die Konbautze. Für alle, die diesen Artikel angeklickt haben, weil sie sich für die Reizworttechnik interessieren: Die drei Wörter, aus denen mein Gehirn die Geschichte gemacht hat, waren Rottweiler, Ektoplasma und Puddingteilchen, gestiftet von meiner Tochter. Viel Spaß beim Lesen.

Floppy rettet die Konbautze

Auch in unserer modernen Zeit gibt es noch immer Völker, die nicht bekannt sind. Untereinander schon – nur nicht dem Rest der Welt. Einige Indiostämme sind sogar dafür bekannt, dass sie nicht bekannt sind.
Ein weiteres Volk, das noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat, lebt allerdings in einem Hinterhof in Recklinghausen. Hinter einem kleinen Metzgerladen haben hier die Konbautze einen eigenen Mikrokosmos errichtet.
Die Konbautze sind eine ausgesprochen intelligente Lebensform. Sie nutzen die Vorteile der Zivilisation, ohne sich ihr zu erkennen zu geben. Sie genießen alle Rechte, übernehmen dafür aber keine Pflichten.
Deshalb sind die Konbautze ein sehr lebensfrohes und sorgloses Volk. Sie verbringen höchstens eine Stunde pro Tag mit der Nahrungssuche, der Rest der Zeit verbleibt ihnen, um den Häuptling toll zu finden, sich gegenseitig den Nacken zu kraulen und Würfelspiele zu erfinden, bei denen keiner verlieren kann. Das alles funktioniert natürlich nur, weil die Konbautze mikroskopisch klein sind.
Doch eines Tages stellte sich heraus, dass der Häuptling doch nicht so schlau war, wie immer alle Konbautze gedacht hatten. Der Häuptling hatte nämlich verfügt, dass die Siedlung der Konbautze mittels ihrer hoch entwickelten Technologie, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, als eine gammelige, alte Wurst getarnt werden solle. Nach dem Selbstverständnis des Häuptlings stellte diese Tarnung ein Optimum an Sicherheit dar. Eine alte Wurst im Hinterhof einer Metzgerei, die weit und breit für ihre Gammelfleischskandale berühmt war – es war perfekt.
Nur mit einem hatte der Häuptling nicht gerechnet. An einem Dienstag im Juli, es war sehr heiß und drückend, rief eine Anwohnerin, die sich von dem Geruch hinter der Metzgerei belästigt fühlte, das Ordnungsamt.
Frau Krummbiegel hatte nämlich geplant, mit ihrer alten Schulfreundin Frau Öx auf dem Balkon ein Stückchen Erdbeerkuchen einzunehmen. Denn Obstkuchen macht ja nicht dick. Wenn man sich mit der Sahne zurück hält.
Leider stieg den Damen schon beim Betreten des Balkons ein derartig unangenehmer Geruch in die Nase, dass der Erdbeerkuchen sich vor ihren Augen in blubberndes Ektoplasma verwandelte. Die Sahne nahm eine Pyramidenform an und ließ durch ihre Schnittpunkte grüngelbe Dämpfe entweichen.
Frau Krummbiegel tätigte natürlich sofort völlig empört ein Telefonat. Und dann noch eines. Das zuständige Amt war nämlich gar nicht zuständig. Das nächste Amt fühlte sich auch nicht zuständig, verwies Frau Krummbiegel aber weiter. Bei der dann doch vielleicht eventuell manchmal zuständigen Stelle, mit der Frau Krummbiegel nun verbunden wurde, war der zuständige Sachbearbeiter krank geschrieben, sein Vertreter auf einer Fortbildung und dessen Vertreter im Urlaub. Der Vertreter jenes Vertreters, der just in diesem Moment auf den Malediven einen Herzinfarkt erlitt, verband Frau Krummbiegel mit dem Pförtner.
Diesem erklärte Frau Krummbiegel völlig aufgebracht, dass das Ektoplasma Gase abgebe und Frau Öx bereits ihre Farbe verändert habe. Schuld sei der Metzger im Parterre.
Der Pförtner nahm still alle Daten auf, enthielt sich aber einer eigenen Meinung.
Dann überschlugen sich die Ereignisse.
Der Häuptling der Konbautze verschluckte einen Würfel. Genau in dem Moment, als der völlig verstörte Metzger mit einem Herrn mit Klemmbrett und Kugelschreibern in der Hemdtasche, den Hinterhof betrat.
Der fremde Herr mit dem Klemmbett murmelte Worte wie Mängelliste, Gesundheitsgefährdung, Strafanzeige und „unhygienisch“.
Der Metzger fuhr sich derweil über die verschwitzte Stirn und nahm einen großen Schluck aus einem Flachmann.
Die Konbautze bemerkten dies alles zunächst nicht. Alle hatten sich um den blau angelaufenen Häuptling gescharrt. Der erste und der zweite Minister klopften ihm auf den Rücken, während der Schamane aufgeregt hin und her lief und immer wieder ausrief, dies sei ein Zeichen, nun stünden die Sterne günstig, um die Erde zu pulverisieren und bei eBay zu verkaufen.
Ein vorlautes Konbautzenkind drängte sich nach vorn und schlug vor, dem Häuptling das Leben zu retten, indem man ihm einen Würfelbecher über den Kopf stülpt und schüttelt.
Da schrie der Herr mit dem Klemmbrett: „Und werfen sie gefälligst die vergammelte Wurst da weg!“
Kleinlaut bückte sich der Metzger nach der Siedlung der Konbautze und klappte den Deckel einer stinkenden Mülltonne hoch.
Die Konbautze erstarrten vor Schreck. Dann liefen sie blitzschnell durcheinander und richteten drohend ihre solarbetriebenen Teilchenbeschleuniger auf den Metzger.
Doch dann passierte etwas Unvorhergesehenes. Die Tür zum Hinterhof sprang auf und Frau Krummbiegel, mit gehetztem Blick, stürmte heraus, verfolgt von zwei übereifrigen Sanitätern und einem Amtsarzt, der schnaufend Fragen rief. Welchen Wochentag haben wir heute? Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?
Abgelenkt durch dieses Schauspiel verharrte der Metzger für den Bruchteil einer Sekunde mit dem, was er für eine Gammelwurst hielt, in der Hand, über der Mülltonne.
Diese kurze mentale Schwäche des alkoholkranken Fleischermeisters machte sich eine andere Lebensform zunutze. Ein im städtischen Tierheim bereits als notorischer Ausreißer bekannter Rottweiler sprang aus dem Gebüsch, riss dem Metzger die Siedlung der Konbautze aus der Hand und verschwand in einer nahe gelegenen Grünanlage.
Die Konbautze wurden durchgeschüttelt wie noch nie zuvor im Leben. Der Häuptling erbrach sprötzelnd den Würfel.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz gelang es dem Praktikanten des Verteidigungsministers, den Teilchenbeschleuniger so zu positionieren, dass Floppy, der Rottweiler, ein Puddingteilchen von gestern direkt ins Auge bekam.
Floppy ließ die Siedlung fallen und rannte jaulend davon.
Noch heute erinnert eine Statue von Floppy auf dem Dorfplatz der Konbautze an diese heldenhafte Rettung einer Spezies, die bis heute nur der allwissenden Erzählerin bekannt ist.

Wenn die Geschichte dir gefallen hat und du gern mehr Groka-Geschichten lesen würdest, hinterlasse mir bitte einen Kommentar, damit ich weiß, ob es sich lohnt, ein eBook daraus zu machen! 🙂

Das verkantete Genie oder: Leiden für die Kunst!

Elisa Groka Kreativer Freitag Ich kann so nicht arbeiten

Frau Groka hat sich im Türrahmen verkantet. Genial.

Liebe Leser, Banausen aus Leidenschaft, Freunde des Kreativen Freitags!

Es ist mal wieder so weit – eure Frau Groka hat ihren eigenen Beitrag zum Kreativen Freitag im Kreativkick feddich gemacht, und ich kann euch sagen! Das war vielleicht ein Abenteuer!

Wie immer im Leben fing alles ganz harmlos an. Mir schwante: Ahhh, diese Woche bastel ich eine Collage! Auja, das wird fein! Ich rieb mir also die Hände und tanzte wie Rumpelstilzchen durchs Grummelkontor, meine Schreibmalblogzentrale. Heute klecks ich, morgen mal ich, übermorgen, äh, keine Ahnung, hab ich Stroh im Kopf und mach das zu Gold!

Igor legte nur den Kopf in die Flügel und verschwand dann mit einem alten Comicheft im Kühlschrank, der kennt das ja schon, wenn Frau Groka „so“ ist. Dann ging es an die Arbeit. Am ersten Tag machte ich das Licht an, und ich sah, dass es gut war. Am zweiten Tag malte ich dann das Acrylbildchen in der Mitte, dass das ein Ölschinken ist, ist nämlich voll gelogen!

Am dritten Tag bekam ich Schnappatmung, weil meine 150 Pastellkreiden mir viel zu wenig vorkamen und das heilige Gesso für die genialste Grundierung ever zur Neige ging. Also los, ab in die Stadt! Kaum war ich auf dem Weg zum Bahnhof, fing es an, wie aus undichten Planschbecken zu schütten. Es begab sich aber zu der Zeit, dass jetzt nun mal mein rechter Schuh einen Riss in der Sohle hat. Einen ziemlich Großen. Bis ich das Fachgeschäft für Künstlerbedarf erreicht hatte, quatschte mein Fuß, als würde ich in einem von diesen Kribbelbädern, diesen Mini-Whirl-Pools für Füße, rumlaufen. „Leiden für die Kunst!“, rief ich nur dramatisch aus, und kam mir mächtig gut vor. Wer kauft in der Stadt schon neue Schuhe, wenn es so wundervolle Dinge gibt wie Pastellkreiden, Bleistifte in allen Härtegraden, edel raschelndes Papier mit allen möglichen Oberflächen … hach!

Am vierten Tag zimmerte ich dann also den Türrahmen für das Bild und malte meine kaputten Schuhe. Dann lief ich quer durchs Haus, um das Cuttermesser zu suchen, damit ich das Acrylgemälde in den Türrahmen einpassen kann. Eine verzweifelte Stunde später stellte ich fest, dass das Cuttermesser friedlich schlummernd in dem Stiftebecher stand, an dem ich losgelaufen war, um es zu suchen. Um meine eigenen Hände auszuschneiden, lief ich dann los, um die winzige Nagelschere zu suchen, und: Ich fand sie! Um meine Hände auf den „Ölschinken“ zu kleben, lief ich dann los, um meinen Montagekleber zu finden. Eine verzweifelte Stunde später rannte ich zum Dorfladen, um einen Klebestift zu organisieren. Kaum hatte ich das Haus verlassen … egal. Mein rechter Schuh steht jetzt an der Heizung.

Wie oft genau ich bei diesem aufregenden Abenteuer jetzt gebrüllt habe: „Ich kann so nicht arbeiten, ich bin KÜNSTLER!“, kann ich jetzt nicht sagen, aber es war … oft. 😀

Auf jeden Fall ist mein Werk jetzt fertig. Ich finde, ich habe mir einen Eimer Schoko-Cappuccino verdient!

Was treibt Frau Schmittenköttler da oder „Der kreative Freitag“

Karikatur David Michelangelo Kohlezeichnung

Kreativer Freitag: „Frau Schmittenköttler und David“ zur Spaßchallenge Malende Menschen

Liebe Gemeinde!

Wo fang ich jetzt bloß an? Das Schicksal hat mich überrollt, als mir die geniaaale Idee kam, einen Mitmach-Mal-Blog zu starten und prompt war Frau Groka rund um die Uhr beschäftigt. Vor allem, weil ich selbst wieder wie eine Wahnsinnige gemalt habe. Und das schönste ist: Seit ich den neuen Blog gestartet habe, war schon so viel los, dass ich es gar nicht geschafft habe, hier stolz zu verkünden, dass ich einen neuen Blog habe.

Jetzt bin ich aber da. Also hier. Und ich präsentiere stolz meinen Beitrag zum ersten „Kreativen Freitag“, einer Spaßchallenge zum Malen, zu der jeder – auch ihr hier, jawoll! – herzlich eingeladen ist. Einen hinreißenden Beitrag habe ich heute schon von Kerstin KEWA bekommen, einer Malerin, die ich vor dem neuen Blog-Projekt noch gar nicht kannte. Ich liebe den Kreativen Freitag!

Wenn einer von euch Lust hat, auch einen Beitrag zu malen, zu zeichnen, zu kneten, zu tanzen oder sonstwas, hier der Link zum neuen Blog Kreativkick, ich freue mir über jeden Teilnehmer an der Spaßchallenge ein Bein ab. Das Thema der Woche lautet „malende Menschen“.

Jetzt aber zu Frau Schmittenköttler! Die Gute hat im Foyer ihrer Stadtbücherei einen David entdeckt und sofort beschlossen, ihn zu zeichnen. Da es ihr aber unangenehm war, in aller Öffentlichkeit die edelsten Teile des Marmormannes zu malen, hat sie das Problem einfach kreativ mit einer formschönen Badehose gelöst! 😉 Wer auf dem Bild Frau Schmittenköttlers dynamischen Dackelmischling Waldemar vermisst – der Arme sitzt vor der Bücherei. Direkt unter dem Schild „Wir müssen leider draußen bleiben!“

Euch allen noch einen beflügelten Sonntag!

Mary and Max: Großes Gefühlskino, ganz ohne Rosamunde Pilcher

Heute muss ich euch einfach einen meiner Lieblingsfilme vorstellen, den ich mir auch immer wieder ansehen kann und auch immer wieder Details entdecke, die mir vorher entgangen waren. „Mary and Max“ ist ein Knetanimationsfilm, der in der deutschen Fassung den Beinamen „Schrumpfen Schafe wenn es regnet“ trägt. Der Film erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei sehr speziellen und sehr einsamen Menschen, die trotz oder gerade wegen der Distanz zwischen ihnen die tragikomischen Dramen ihrer Leben gemeinsam meistern.

Mary Daisy Dinkle ist zu Beginn der Geschichte 8 Jahre alt und lebt in einem Vorort Australiens. Weil ihr Opa ihr erzählt hat, dass die Babys in Australien auf dem Boden von Biergläsern gefunden werden, macht Mary sich Gedanken, wo die Babys wohl in anderen Ländern gefunden werden. Da sie niemanden kennt, den sie fragen kann, pickt sie nach dem Zufallsprinzip auf der Poststelle die Adresse eines New Yorkers aus dem Telefonbuch, um ihre Frage an ihn zu schreiben.

Der Brief erreicht Max, einen jüdischen Mittvierziger, der an Asperger Autismus leidet und ein ähnlich einsames Leben fristet wie Mary. Obwohl dieser Brief einer Unbekannten Max zutiefst aufwühlt und verwirrt, erliegt er doch der Versuchung, den Brief zu beantworten und lässt sich damit auf eine emotionale Bindung ein, die ihn zugleich fasziniert und ängstigt. Von nun an versuchen Mary und Max, in ihren Briefen gemeinsam die Rätsel des Lebens zu lösen, die sie beide – jeder auf seine Art – wunderbar falsch verstehen.

Mary und Max ist einer jener seltenen Filme, die völlig fern von Hollywoodästhetik oder ZDF-Kitsch die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft erzählen, die von unglaublicher Toleranz und Anhänglichkeit getragen wird. Mary bricht einem das Herz, wenn sie mit ihrem Haustier, einem Hahn names Ethel, vor dem Fernseher sitzt und sich vor ihrer Lieblingszeichentrickserie mit gezuckerter Kondensmilch über ihre Einsamkeit hinweg tröstet.

Max dagegen weckt auf eine Art Verständnis für das Asperger-Syndrom, wie kein Lehrbuch es könnte. Er leidet darunter, dass er alles wörtlich nimmt. Als er in einem Wartezimmer das Schild „Take a seat“ liest und hinterher mit dem Stuhl in der U-Bahn sitzt, ist er der erste, der sich fragt, was diese sinnlose Aktion wohl soll. Man kann richtig auf seinem Gesicht lesen, wie ratlos er dieser absurden Situation gegenübersteht. Der ganze Film strotzt vor leisen Bildern, die mehr sagen als tausend Worte. So hat Max nur zwei Dinge in seiner Nachttischschublade: Ein Büchlein, in dem er die Bedeutung von Gesichtsausdrücken nachschlagen kann, und einen Zauberwürfel. Denn er liebt es, Probleme zu lösen. Klare Probleme, logische Probleme.

Also, wer von euch kleine Filme mit großen Gefühlen mag, ist bei „Mary and Max“ genau richtig. Und noch eine interessante Gratwanderung hat der preisgekrönte Film aus Australien geschafft. Film und Knete gehören zusammen wie Wallace und Gromit. Trotzdem hat „Mary and Max“ eine ganz eigene Bildsprache und einen völlig eigenen Stil. Der Regisseur Adam Elliot hat fünf Jahre Arbeitszeit in diesen Film investiert, und die haben sich wirklich gelohnt.

Großartige Hörbücher für Fans der klassischen Literatur

Heute habe ich etwas für euch ausgegraben, was mich schon länger begeistert, aber jetzt so richtig in seinen Bann geschlagen hat. Also. Edgar Allan Poe lebt! Jedenfalls auf youtube. Ich verbinde ja mit youtubern immer wild kreischende Zwanzigjährige, die Spiele testen oder ihren Fans die Welt erklären, aber ich habe mich selbst eines besseren belehrt. Ich bin ja großer Fan der Literatur des 19. Jahrhunderts, und fast noch mehr als den Stil dieses Jahrhunderts liebe ich Hörbücher, weil ich nach einem Tag am Monitor oft keinen Schwung mehr habe, jetzt auch noch stundenlang zu lesen. Dann ist es sooo schön, sich einfach was vorlesen zu lassen! Und meine bisher beste Enteckung, um für umsonst was auf die Ohren zu kriegen, ist der youtuber Edgar Allan Poe Produktions.

Der Kanal bietet bis jetzt über 1200 Lesungen gemeinfreier Literatur und wächst ständig an. Besonders grandios finde ich dabei die Grafik, extrem detailverliebt und fantasievoll gemacht. Ja, ich weiß, das ist nicht der Sinn eines Hörbuchs, aber ich muss trotzdem die ganze Zeit hingucken! *grins* Und scheinbar beflügelt durch seine große Fangemeinde hat „Herr Poe“ inzwischen auch selbst geschriebene Romane vertont, die einen hinreißenden Charme haben, denn sie sind herrlich anachronistisch, als ob Wilkie Collins und Jane Austen plötzlich Hangouts starten würden. Edgar Allan Poe weiß auf jeden Fall einen Konjunktiv zu benutzen, eine Tugend, die unter Autoren mehr und mehr in Vergessenheit gerät!

Also, wenn ihr keine Lust habt auf langweilige lange Winterabende – den Link zum Kanal habt ihr jetzt. Und damit Herr Poe auch eine Wertschätzung für die ganze Mühe bekommt: Macht den Addblocker aus, das Leben als freier Kulturschaffender ist schließlich schwer genug!

Aus der Redaktion …

Fakten, Fakten, Fakten

Wie. Nich?

Der Vatikan ist eine flache Scheibe. Fortschritt nimmer, Rückschritt immer. Und: In Deutschland ist kein Platz für ein drittes Nachrichtenmagazin!

Viele von uns haben lange an solche Mythen geglaubt. Auch sehr beliebt: Elvis ist nur nach Hause geflogen, Chiquita Wurst in eine Banane aus Salami, und im weißen Haus wohnt ein schwarzer Präsident.

Ebenso hartnäckig hält sich der Mythos, dass man beim Bloggen über sich selbst schreiben muss. Wir finden das aber jetzt laaangweilig. Also haben Igor und ich auf den letzten Redaktionssitzungen beschlossen, stattdessen lieber das Internet aufzuräumen und zu finden, was sich wirklich zu bloggen lohnt: Skurriles, Hörbares, Lesenswertes, Kunst und Kekse.

Nachdem wir uns die Entscheidung sehr schwer gemacht haben, ob wir den alten Blog schon wieder umbauen, einen neuen Blog auflegen, im Keller Falschgeld drucken oder doch lieber einfach länger schlafen, haben wir nun beschlosen, hier zu bleiben.

Denn wir würden unsere Follower vermissen. Wir bejubeln hier jeden neuen Abonnenten, der zu uns kommt, wie die NASA eine nicht geplatzte Rakete, und das wollen wir auch weiter so halten. Wir hängen eben an diesem ollen Blog und wollen ihn mit neuen Themen bereichern. Bei der letzten Redaktionskonferenz war zwar nicht wirklich hilfreich, dass der Chefredakteur immer nur schrie: „FAKTEN, FAKTEN, FAKTEN!“, aber wir haben uns dann doch auf neue Kategorien geeinigt, die wir hochmotiviert füllen werden!

Schalten Sie also auch beim nächsten Beitrag wieder ein, wenn Sie Igor sagen hören: FAKTEN, FAKTEN, wie war das Dritte noch mal?

Sternstunden der deutschen Fernsehunterhaltung: Linkes Auge blau …

Nachdem ich heute meine Montags-Tour durch meine gesammelten Lieblingsblogs gemacht habe und das Gefühl hatte, dass vielen das ewig finstere Wetter langsam auf’s Gemüt schlägt, war mir irgendwie nach Stimmungsaufhellung. Ich stelle also daher offiziell Nüsskes auf den Tisch (bedient euch!) und präsentiere den Welthit „Linkes Auge blau, rechtes Auge blau“.

Ah, dieser altbacken saubere Adenauer-Humor in 1A Wirtschaftswunder-Ästhetik lässt mich immer wieder gegen meinen Willen grinsen! Diese knitterfeien Polyester-Roben der Damen! Sagenhaft. Und dann dieser – ist es ein Kommissar oder ein Schurke? – in seinem Trenchcoat mit dem hochgestellten Kragen! Hach! Stille Tage im Klischee …

Wer möchte, darf jetzt ein Likörchen trinken! 😉

Der Lesetipp für verregnete Sonntage: Ein-Sterne-Rezensionen bei Amazon!

Wahrum

Liebes Internet!

Heute war einer dieser zum Glück seltenen Tage, die zu nichts taugen, außer Zeit zu verplempern. Das fing schon an, als ich versuchte, etwas von dem „Anti-Stress“-Duftöl, das ich neulich für billig abgegriffen habe, in die Duftlampe zu füllen. Und diese verstockte Flasche wollte absolut keinen Tropfen hergeben. Wie ein Schimpanse im Versuchslabor versuchte Frau Groka, an das Duftöl zu kommen, um „nicht gestresst zu sein“. Klopfklopf, schüttelschüttel, klopf! SCHÜTTELSCHÜTTEL, kipp! „Du verdammte scheiß Arschlochflasche sollst machen, dass ich nicht gestresst bin!“ *schrei*

Nach einer guten Viertelstunde hatte ich rot unterlaufene Augen, Schnappatmung und war gestresster, als ich es ohne „Anti-Stress“-Duftöl jemals hätte sein können! „IGORRRR!“ Und dann kommt dieser verdammte Pinguin, nimmt mir mit einem herablassenden Lächeln das Fläschchen aus der Hand und … tröpfel. Ich hasse die Flasche! Echt.

Ist ja auch egal. Ich wollte dann – den aufdringlichen Entspannungsgestank tapfer ignorierend (drei Tropfen hätten’s auch getan, aber der Pinguin kann ja 3 und 30 nicht unterscheiden … ) – doch noch was Sinnvolles tun und befasste mich mit den youtube-Videos aus der Self-Publishing Area der letzten Buchmesse. Ich wollte artig sein, gerade sitzen und von den „Leuchttürmen der Branche“ lernen. Und natürlich ging es wieder um Social Media Marketing, einen Begriff, den ich bald nicht mehr hören kann. Vielleicht haben die Menschen da auf dem Podium ein anderes Internet als ich, aber ich komme mit diesen angeblich so hilfsbereiten und familiären Autorengruppen auf Facebook ja nicht klar.

Das ist ein Lärm da, unfassbar. Alle drängeln nur nach vorne und schreien „Hier, hier, ich! Lest mein Buch!“ Gestern las ich irgendwo sogar die Botschaft: Nur noch heute zum halben Preis, wer mein Buch jetzt nicht kauft, zahlt hinterher drauf!!! Gnnnnn … was soll ich da sagen?! Ein paar hundert anderen Autoren (die auch nur da sind, um sich selbst zu verkaufen), mit diesem sagenhaften Verlustgeschäft zu drohen, ist doch gar nicht looogisch! Für mich jedenfalls nicht, ich kauf es dann eben gar nicht und gut is‘.

Naja. Auf jeden Fall hoffte ich, die Leuchtürme könnten mir helfen, meinen Denkfehler aufzudecken, damit ich mal dahinter komme, wieso dieses ganze Social Media Gedöns mich so ausbremst, dass ich meine Igors am liebsten wieder einpacken würde. Und dann passierte das.

Ich suchte mir bei Amazon die Kindle-Bestseller der Social Media Fachleute von der Buchmesse und war frohgemut und gespannt, denn ich dachte: Cool, die bieten bestimmt grandiose Qualität, jetzt finde ich raus, wie der Hase läuft und dann kauft Igor mir von unseren Tantiemen einen pinken Cadillac, wie Elvis für seine Mama! Ich hab zwar gar keinen Führerschein, aber ich könnte dann in der Garage in dem coolen Auto sitzen. Vorausgesetzt, da ist W-Lan.

Kaum auf Amazon angekommen, fiel mir aber ins Auge, dass viele der Kindle-Bestsellerautoren zwar viele 4- oder 5-Sterne-Rezensionen haben, wie bei einem Bestseller nicht anders zu erwarten, aber auch wirklich erschreckend viele 1-Sterne-Rezensionen. Hö?, dachte die liebe Frau Groka, watt is da los?

Und natürlich, klick, interessierte Igor und mich brennend, was dahinter steckt und wir lasen stundelang Verrisse! Unfassbar. Von unterirdischer Sprache, haarsträubender Rechtschreibung, eindimensionalen, durchweg unsympathischen Charakteren war da die Rede, von „nach 20% völlig genervt vom Reader gelöscht“. Immer wieder tauchten Sätze auf wie „Ich werde garantiert keine eBooks mehr runterladen!“. Und DAS bedeutet dann für jeden eBook-Autoren, der seine ganze Leidenschaft für gute Literatur in seine Arbeit wirft, dass er diese potentiellen Leser verloren hat. Denn je öfter Leser an lieblos zusammengeschusterte eBooks geraten, die sich durch Shares und Likes verkaufen, anstatt durch Qualität, umso weniger Leser, die Qualität suchen, werden sich hier umgucken.

Und fast jeder Rezensent merkte an, er habe sich von den vielen guten Bewertungen blenden lassen und könne sich nicht erklären, wie die zustande gekommen sind. Igor und ich sahen uns betreten an, bis einer von uns leise fragte: „Social Media Marketing?“ Gute Bewertungen fangen sogar heute schon selbstverständlich an mit Einleitungen wie: „Ich fühle mich sehr geehrt vom Autor XY um eine Rezension gebeten worden zu sein … “ Tja. Wer sagt da noch: „Boar, war der Schinken langweilig … “

Sind wir tatsächlich schon so weit, dass wir unseren „Facebook-Freunden“ mehr trauen als unserem eigenen Urteil und die schlechten Rezensionen von den Lesern kommen, die eben nicht auf den einschlägigen Portalen unterwegs sind und daher der „Schwarmintelligenz“ nicht folgen können, sondern sich noch ein eigenes Urteil bilden? Das Wort Schwarmintelligenz wird in Selfpublisher-Kreisen sehr inflationär und völlig bedenkenlos benutzt. Ich gestehe ja, ich hab den Ausdruck auch letztens benutzt, als ich gesagt habe, mein einziger Schwarm sei ein etwas in die Jahre gekommener Pinguin mit leichtem Bauchansatz, aber ob man da gleich von Intelligenz sprechen könne … Aua! Ist ja gut, ich hör ja schon auf …

Auf jeden Fall ist „Schwarmintelligenz“ ein Wort, dem ich nicht so recht traue. Ich will da jetzt gar nicht erst schwermütig auf die deutsche Geschichte anspielen oder so, aber „Schwarm“ und „Intelligenz“ schließt sich für mein Empfinden aus, weil Intelligenz für mich voraussetzt, dass das einzelne Individuum erstmal innehält und selber denkt. Man kann sich dann natürlich entschließen, dem Schwarm zu folgen, keine Frage, aber dann doch bitte aus freiem Willen und aus selbst durchdachter Entscheidung heraus!

Aber ganz offensichtlich kommen im Selfpublisher-Bereich Bestseller zustande, indem diese Schwarmintelligenz durch Social Media Kampagnen freigesetzt wird. Hm. Mir fällt gerade auf, dass ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich sagen will.

Als Fazit kann ich nur noch anschließen: Ich selbst habe auf Amazon sehr wenige, aber durchweg gute Rezensionen. Und ich kann mit Freude sagen, dass ich keinen dieser Rezensenten von irgendwoher kenne. Ich freue mich deshalb so darüber, weil ich dadurch weiß, dass mein Stil den Lesern wirklich gefallen hat. Meine Rezensionen sind nicht der Tatsache geschuldet, dass ich die süßen Katzenfotos meiner Rezensenten 200 mal geliked habe, bevor ich sie um eine Rezension bitte. Ich freue mich riesig über jede Rückmeldung, aber bei Gefälligkeitssternchen hätte ich ein dummes Gefühl.

Ein Glück. Heute Abend kommt Inspektor Barnaby. Dann muss ich mir mal 90 Minuten lang nicht selber beim Denken zuhören.

Was diese Rezension für Sie hilfreich? Ja/Nein/Weiß nicht …

Ich hab das ungute Gefühl, heute eine heilige Kuh geschlachtet zu haben.

Je suis Charlie

Je suis Charlie

Solidarität!

Liebes Internet!

 

Heute melde ich mich mal aus ganz traurigem Anlass. Wenn Karikaturisten, intelligente Menschen, die versuchen, die Welt mit Witz und Ironie ein bisschen besser zu machen, brutal ermordet werden, um einen Propheten zu rächen, dann weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll. Deswegen bin ich jetzt auch einfach mal still. Nur so viel: Bitte teilt diesen oder andere Beiträge zum Terroranschlag in Paris, damit die Pressefreiheit siegt.